Ich
starre auf das Geschehen in unserer Sporthalle. Handball, wir spielen
Handball. Einer meiner Klassenkameraden hat es bis ans gegnerische
Tor geschafft und versucht sich mit einem Pass in die Abwehrmauer der
Gegner zu werfen, um sein Tor sicher zu schaffen. Den Ball fest in
der rechten Hand, nach oben gestreckt, prallt er gegen einen
Klassenkameraden und wird von dem umklammert. „Lass mich in Ruhe,
du schwule Sau!“, brüllt der ihn an und befreit sich aus der
Umklammerung, worauf hin die zuschauenden Klassenkameraden gemeinsam
anfangen, den Ausruf laut zu rufen. „Schwule Sau, schwule Sau!“
Das Gebrülle wird immer lauter und ich starre immer noch stur auf
das Handballfeld.
Ich
war vierzehn Jahre alt, als es passierte. Ein ganz gewöhnlicher
Junge war ich. Ich hatte eine erste Freundin, mit der ich meine Zeit
verbrachte. Damals war es noch nicht so, dass man sich mit Dingen,
wie Geschlechtsverkehr in dem Alter so intensiv beschäftigte. Meist
fing da erst die Pubertät an und man hatte gerade Bekanntschaft mit
seinem eigenen Körper gemacht. Man hoffte auf feuchte Träume.
Einige waren bereits soweit, sich selbst zu befriedigen und gaben
damit an. Nur ich nicht. Ich hatte keine Ahnung von den Dingen.
Unauffällig
redete ich dezent mit, wenn es darum ging, versuchte mich aber eher
bedeckt zu halten, wo ich konnte. Mich interessierte eine ganz andere
Sache. Um meiner Freundin näher zu kommen, hätte ich sie küssen
müssen, aber ich hatte keine Ahnung davon. Die übrige Zeit
verbrachte ich in unserem Garten oder ich besuchte meinen leiblichen
Vater. Der wohnte in dem angrenzenden Stadtteil von Kiel. Mit den
Fahrrad war es nicht weit. Ich stellte das Rad an der Hauswand des
Wohnblocks ab und ging die Treppen hinauf.
Er
wohnte im dritten Stockwerk. Ich hatte diesmal nicht angerufen und
klingelte an der Wohnungstür. Er war wohl nicht da. Plötzlich hörte
ich Schritte auf der Treppe. Ein Nachbar war die Treppe hinauf
gekommen und sprach mich an. „Dein Papa ist noch unterwegs.
Wahrscheinlich in der grünen Bude!“ Die grüne Bude war eine
Kneipe und gehörte zur Wartestation/Kiosk der Bushaltestelle. Es
waren die späten 80er Jahre. Das Feierabendbier in der Stammkneipe
gehörte zum Tage dazu. Dementsprechend war auch die Kleidung.
Sandalen, kurze Hosen oder Jogginghosen, schmuddelige T-Shirts …
Ich war ein Kind und Style war noch nicht wichtig. Wir waren eine
Patchwork-Familie.
Dass
ich meinen leiblichen Vater besuchte war normal. Ich tat das ein bis
zwei Male im Monat. Zum Einen, um ihn zu sehen und zum Anderen
natürlich seine VHS-Videosammlung zu durchforsten. Wie sonst sollte
ich an Actionfilme, wie Rambo u. ä. kommen? Rudi, so hieß der
Nachbar war Frührentner. Ich schätze, er war Ende Vierzig, aber
genau wusste ich es nicht.
Er
stand auf der obersten Stufe der Treppe in seiner blauen
Aldi-Jogginghose und den ausgelatschten Turnschuhen. Oben herum trug
er ein fast siffiges von Schweiß riechendes Unterhemd. „Dann
musst du zur Bude gehen oder du wartest so lange bei mir!“, bot er
mir an und drehte sich wieder um. Den ganzen Weg umsonst wollte ich
nicht gemacht haben. Man geht nicht mit fremden Männern mit. Aber er
war ja nicht fremd. Er war Nachbar und Freund von meinem Vater. Ich
wartete also in der Wohnung, eine Etage unter der von meinem Vater.
Rudi war nett zu mir. Er bot mir etwas zu trinken an und gab mir
Schokolade. Er hatte wohl kaum Freunde, denn genau mich fragte er, ob
wir nicht Freunde werden könnten. Freunde? Wollte er mich
verarschen? Er war doch viel älter als ich. Aber er interessierte
sich für alle meine Probleme und so erzählte ich ihm von meiner
Freundin und meiner Angst sie zu küssen. „Warum hast du Angst?“,
fragte er mich. Ich hatte Angst, dass sie es nicht mögen würde.
Nach fast einer Stunde kam mein Vater nach Hause und ich
verabschiedete mich von Rudi, um die Treppen hinauf zu laufen. Da
hatte ich ja echt Glück gehabt. Mein Vater schloss die Tür auf.
Auch von ihm bekam ich Naschkram und natürlich die Filme, welche ich
so gerne sehen wollte. Nun war der Besuch natürlich dementsprechend
kürzer und ich kehrte mit einem Haufen Süßigkeiten nach Hause
zurück. Da fragte mich nie jemand, was los war. Vielleicht war ich
auch zu verschlossen, um etwas zu erzählen.
Die
Filme hatte ich innerhalb von ein paar Tagen verschlungen und wollte
sie auf dem Weg zu einem Freund zurück bringen. Leider war mein
Vater wieder nicht zu Hause und ich landete bei Rudi, dem Nachbarn.
Er hatte allerdings die Tür schon auf, als ich die Treppen hoch
stiefelte. Ich ließ mich auf eine kalte Brause einladen und redete
wieder über eine Stunde mit Rudi. Vielleicht war die Idee doch gar
nicht so schlecht, mit einem Älteren befreundet zu sein. Er wusste
für alles eine Antwort. Er stieß natürlich mit einer Dose Bier an
und ich trank fast eine ganze Flasche Brause leer. Rudi interessierte
sich immer noch für die Kuss-Geschichte und quetschte mich
regelrecht aus.
Ich
hatte allerdings etwas ganz anderes im Kopf und spielte an einem
Doppel-Kassettenrekorder herum. Rudi hatte ein tolles Lied von Frank
Zander, welches ich kopieren wollte. Nachdem er es mir zeigte, fragte
er nochmal und meinte, dass ich gar keine Angst haben muss. „Küssen
ist doch das Normalste der Welt!“, sagte er und meinte, er könne
mir zeigen, wie das geht. Doch ich genierte mich und dachte, dass so
etwas auf keinem Fall ginge. Doch er drängte mich und meinte, dass
man für das Küssen schon ein bisschen Mut brauche.
Er kam mir sowieso
ziemlich nah, aber er tat es ab mit Dingen, wie „Echte Freunde tun
so etwas!“ Nun ja, letztendlich glaubte ich ihm und ließ das zu,
wovor ich eigentlich Schiss hatte. Das war ein paar Tage später. Er
hatte mich ordentlich bearbeitet und ich war zugegeben wirklich naiv
in dem Alter. Als ich bei ihm war, hatte er die Tür abgeschlossen.
Dann spielte ich an dem Kassettenrekorder, doch Rudi hatte ein ganz
anderes Interesse. Er wollte mir zeigen, wie ich meine Freundin am
besten küsse. Ich stand an seinem Bett und er hatte mich im Arm.
Dann näherte sich sein Mund. Er roch nach Bier und Zigaretten.
Dieser Geruch von leicht schweißigen Füßen, Zigaretten und Bier
war einfach ekelhaft.
Wahrscheinlich
roch es in den 80ern fast überall so. Das war zumindest mein Gefühl.
Zigarettenrauch von filterlosen Zigaretten, wie Juno, Rothändle und
Reval oder Overstolz lag selbst bei meinen Großeltern in der Luft.
Auch Bierfahnen waren für mich normal. Doch in diesem Moment empfand
ich das als ekelhaft. Ich schämte mich, aber Rudi ließ mich nicht
in Ruhe. Er hielt mich fest und presste seine Lippen auf meinen Mund.
Erst ein paar Male, aber in den Tagen darauf immer öfter. Er fing
auch an, mit seiner Zunge in meinen Mund zu wandern und meinte, dass
Mädchen das mögen. Ich sollte mir keine Gedanken machen. Echte
Freunde dürfen sich küssen, wann und wo man will.
Ich schämte mich.
Doch das war erst der Anfang. Rudi fing mich immer öfter ab und
lockte mich in seine Wohnung. Ich bekam Süßigkeiten und viele
andere Dinge von ihm. Er schenkte mir unter anderem den tollen
Kassettenrekorder und viele Kassetten. Zu Hause dachten meine Eltern,
dass ich das alles von meinem Vater bekam. Doch als sie mit bekamen,
dass ich diese Dinge von dem Nachbarn geschenkt bekam, verlangten sie
erst, dass ich es zurück bringen sollte. Doch ich konnte sie davon
überzeugen, dass ich es geschenkt bekam.
Vielleicht war es
auch ein bisschen Bestechung von Rudi und Beruhigung seines
schlechten Gewissens, wenn er das überhaupt hatte. Ich traf ihn
regelmäßig und mit der Zeit verlangte er das auch von mir. Er
appellierte stets an unsere Freundschaft, wenn ich mich zierte oder
gar weigerte.So kam dann Eines zum Anderen und die Küsse wurden
intensiver. Es war Sommer und durch meine leichte Bekleidung und die
Hitze lag es nahe, dass ich schnell auch ohne T-Shirt bei ihm im Arm
stand. Dann saßen wir des öfteren auf seinem Bett und intensive
Zungenküsse gehörten zu unserer Freundschaft, als wäre es völlig
normal. Er kam mir sehr nahe und mit der Zeit fing er auch an mich zu
streicheln. Anfangs hatte ich seine Hand fest gehalten, als er mir
über die Hose streichelte, aber irgendwann hatte ich gemerkt, dass
es keinen Sinn hatte. Ich war zu feige, mich zu wehren.
Er wollte mir
alles beibringen, was man über den männlichen Körper wissen muss.
Und er tat es auch. Unsere Gesprächsthemen beinhalteten derweil
Aspekte, wie Selbstbefriedigung u.ä. Im Grunde war er es, der mich
komplett aufklärte. Mir war das peinlich und ich schämte mich. Ich
schämte mich für die Dinge, die er mit mir tat. Ich wollte das im
Grunde nicht, aber ich war zu schwach, mich zu wehren. So ließ ich
das alles über mich ergehen. Zudem war seine Wohnungstür immer
abgeschlossen, wenn ich bei ihm war. Eine verschlossene Tür und ein
Mann, der mir zu nahe kam. Mit den Wochen hatte ich immer weniger an,
als ich bei ihm lag. Er streichelte mich und spielte an mir herum.
Das war ein
Augenblick, in dem ich krampfhaft meine Augen zukniff. Ich hoffte,
dass es bald vorbei war. Aber es dauerte an und er spielte mit meinem
Glied. Ich hatte bis dato noch keinen ersten Erguss gehabt und auch
Dinge, wie ein Steifer waren für mich völlig neu. Ich war mit der
ganzen Situation überfordert. Als er mit mir fertig war, musste ich
ihn streicheln und er verlangte das so lange von mir, bis er
schnaufend neben mir lag und ejakulierte. Ich ekelte mich vor dem was
aus ihm spritzte und immer, wenn ich von ihm kam, wischte ich mir den
Mund ab.
Ekel machte sich
in mir breit. Wenn ich heute daran denke, komme ich zu dem Punkt, wo
wir auf dem Bett lagen. Wenn er mit mir spielte kniff ich die Augen
zu und hoffte, dass es schnell ging. Dann versuche ich die Situation
in Gedanken nachzustellen, aber alles wird grau. Es ist wie eine Tür,
die vor meinen Augen geschlossen wird. Ich kann nicht mehr genau
sagen, was er alles mit mir anstellte.
Ich weiß nur,
dass ich einmal mit nasser Unterhose aufgewacht bin. Entweder bin ich
eingeschlafen oder ich wurde ohnmächtig. Auch wie sein Samen auf den
Bauch kam weiß ich nicht mehr. Vielleicht ist diese Tür einfach nur
ein Schutz von meinem Unterbewusstsein. Aber wer kann dass mit
Sicherheit sagen?
Was war da
passiert? Im Grunde das, was ich schon geschildert habe. In der Zeit
hatte ich Probleme beim Einschlafen. Ein mulmiges Gefühl überkam
mich Nacht für Nacht. Wenn ich die Augen schloss, um einzuschlafen,
bekam ich Angst. Ich kniff die Augen regelrecht zu, bis alles um mich
herum schwarz wurde. Ein braun-graues Muster bildete sich vor meinen
Augen ab und dann hörte ich ein Flüstern. Das Flüstern wurde
lauter. Es kam aus der oberen rechten Ecke und entwickelte sich zu
einem Gerede. Doch ich verstand es nicht. Ich bekam Panik und um dem
Ganzen zu entfliehen, machte ich die Augen wieder auf. Doch die
Stimme verfolgte mich. Ich musste das Licht an machen und lag die
halbe Nacht wach. Ich hatte Angst einzuschlafen. Und wenn ich es
dennoch krampfhaft versuchte, nachdem die Stimme weg war, dachte ich
darüber nach, wie es wohl wäre wenn man tot ist.
Allein die
Überlegung, nicht mehr denken zu können löste in mir eine panische
Angst aus. So lag ich oft Nacht für Nacht wach. Ich wünschte, ich
könnte dem ganzen entfliehen, indem ich einfach weg laufe, so wie
ich es bei Rudi tat. Das letzte Mal, als ich bei ihm war, hatte er
bereits einen neuen Freund. Der war zwei Jahre jünger als ich und
war voll in seinen Fängen. Ich versuchte dem Jungen das alles
auszureden, leider erfolglos.
Ich bot mich Rudi
an, damit er den Jungen in Ruhe lässt, aber Rudi stieg nicht darauf
ein. Dann schloss ich die Tür auf, als Rudi mit dem Jungen auf dem
Bett saß. „Los, hau ab!“, schrie ich den Jungen an. Doch der
rührte sich nicht. Rudi spielte derweil an ihm herum und mich
schmiss er raus. „Du willst ja nicht mehr mein Freund sein!“,
sagte er und verwies mich der Tür.
Dann schloss er
wieder von drinnen ab. Ich konnte ihm nicht helfen. Dafür hatte ich
ein Schlafproblem, welches mich über Jahre beschäftigte. Mit der
Zeit ging bei mir die Pubertät los und ich beruhigte mich Nachts mit
dem Fernseher. Brutale Thriller und Softcore-Erotkfime sah ich mir
an. Ich fand den Weg zur Selbstbefriedigung und schaffte es, meine
Freundin das erste mal zu küssen. Der Rest verlief relativ normal.
Ich hatte Freundinnen in den ganzen Jahren.
Ich liebte Sex und
stand völlig auf Mädels. Mädchen fand ich aber schon immer
interessant. Allerdings hatte ich mit meinem Sandkastenfreund
zwischen dem vierzehnten und sechzehnten Lebensjahr meine ersten
homosexuellen Erlebnisse. Diese bezogen sich überwiegend auf
Masturbation und gegenseitige Fellatio. Das war aber eine Sache, für
die ich mich nicht schämte. Danach trat ein zwei Jahre älterer
Junge/Mann in mein Leben.
Mit dem erlebte
ich meinen ersten Sex. Wir küssten uns nie, aber ich liebte den Sex
mit ihm. Ich war ja mittlerweile schon sechzehn Jahre alt und wusste,
was ich tat. Mit ihm hatte ich gegenseitigen Oralverkehr und aktiven
Analverkehr, den er mit mir ausprobieren wollte. Zwischenzeitlich
zweifelte ich an mir, weil ich männliche Geschlechtsteile toll fand.
War ich doch schwul?
Ich hatte eine
Freundin. Und doch waren beide Arten von Sex für mich
unterschiedliche Welten. Das Eine hatte mit dem Anderen für mich
nie etwas zu tun. Ich trennte das strikt und schwieg. Ob ich einen
seelischen Schaden davon trug? Ich denke, dass ich durch sechs bis
acht Jahre alleiniger Erziehung meiner Mutter doch einen femininen
Touch ab bekommen habe.
Bierfahnen,
extremer Zigarettenqualm und Schweißfußgeruch empfinde ich als
abstoßend. Ich mag keine Sandalen, Cordhosen und Unterhemden.
Genauso wenig würde ich schlabbrige Jogginghosen und
Feinrippunterwäsche anziehen. Nach einigen gescheiterten
heterosexuellen Beziehungen lernte ich 1997 meine Frau kennen und
verbrachte dreizehn Jahre in einer scheiternden Ehe. In den ersten
Jahren schlummerte mein Verlangen nach dem männlichen Geschlecht.
Doch sehnte ich
mich mit jedem Streit und jedem Tief der Beziehung mehr und mehr nach
dem gleichen Geschlecht, was mir letztendlich doch wieder in die
Richtung führte. Mit der Zeit hatte ich vier homosexuelle heimliche
One Night Stands und verliebte mich 2004 in einen Kollegen, mit dem
ich dann meinen ersten „richtigen“ Sex hatte. Wir waren beide
auswärts und in einem Hotel passierte es aus einer Bierlaune. Dass
er mich dann irgendwann nach dem Sex küsste, brachte mir das volle
Programm an Sehnsucht und Liebeskummer. Bis heute bin ich mit dem
Mann befreundet. Doch passierte seitdem nichts mehr zwischen uns. Es
war auch 2004, als ich mich versuchte vor meiner Frau als bisexuell
zu outen.
Das war eine
schlimme Zeit, denn ich war mir immer noch nicht sicher, wo ich hin
eigentlich gehörte. Nun bin ich seit knapp einem Jahr geschieden.
Das Ende der Beziehung war ja eh vorprogrammiert. Ich versteckte in
den ganzen Jahren mein wahres Ich und verstand nie, was eigentlich
mit mir los war. Heute genieße ich es, mein eigenes Ich wieder
ausleben zu können. Ich lebe heterosexuell, aber ein großer Teil
von mir ist sehr, sehr schwul. Das gefällt mir an mir selbst
mittlerweile sehr gut. Bisexualität wird ja in den meisten Fällen
als Neigung abgetan. Deshalb betitele ich mich auch nicht so.
Ich kann damit gut
Leben, zur Hälfte schwul zu sein. Was das Outing angeht, bin ich
natürlich dabei, da wo es Sinn macht, Farbe zu bekennen. Es ist ein
für alle mal Schluss mit dem Schweigen und den Lügen. Ich will
keine verschlossenen Türen mehr und lebe so, wie ich es für richtig
halte. Und auch heute noch sind die Liebe zum gleichen Geschlecht und
heterosexuelle Liebe zwei verschiedene Welten, die im Grunde völlig
identisch sind.
„Wenn wir
aufhören in Geschlechtern zu denken, sind wir erst frei für wahre
Liebe!“ ist ein Satz, den ich mal geschrieben habe. Und er ist
völlig korrekt. Denn ich habe beide Geschlechter ganz nah erlebt.
Ob man schwul
geboren wird oder das Leben einen erst schwul macht, wird ja immer
noch diskutiert. Ich persönlich denke, dass man bisexuell geboren
wird und Dinge, wie Erziehung Erlebnisse und die Gesellschaft einen
auf den Weg bringen, den man geht. Dass auf diesem Weg Dinge
passieren, wie Pädophilie, Inzest, Vergewaltigung und sexueller
Missbrauch, ist für mich die größte Perversion des Menschen. Ich
selbst schließe jetzt Frieden mit meinen Erlebnissen und denke, es
so gut wie möglich verarbeitet zu haben. Angezeigt habe ich den Mann
nicht, weil ich damals wahrscheinlich niemals die Wahrheit gesagt
hätte.
Heute muss ich
einfach davon ausgehen, dass der Mensch inzwischen 75 bis 85 Jahre
alt ist. Nach seinem Lebenswandel zu urteilen, gehe ich davon aus,
dass er eventuell gar nicht mehr lebt. Um meine verschlossene Tür
noch einmal ganz zu öffnen, müsste ich vielleicht doch eine Anzeige
stellen?
Ich rate Jedem,
dem so etwas passiert, mutiger zu sein. Sei mutig und stelle dich den
Dingen. Ich habe lange gebraucht, dies zu tun. Am Ende ist es die
Frage, wie man selbst damit umgeht. Mein Mitgefühl und meine
Gedanken sind stets mit denen, die so etwas zum Opfer fallen. Danke
für das Interesse an diesem Thema...
© by Andre Le Bierre
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